Einen Namen finden ist nicht leicht (reloaded)
Jetzt ist es auch bei meinem Packraft so weit, es bekommt endlich einen Namen. Denn wer auf Bundeswasserstrassen fahren möchte, der muß auch sein Klein(st)fahrzeug benennen. Aber in der BinSchStrO steht doch das mein Kanu/Kajak keine Kennzeichnung braucht ? So wird das gerne verstanden ja, aber es wird dabei ein Punkt übersehen: es bedarf keines amtlich eingetragenen Namens, aber eine Kennzeichnung/ ein Name muß sein. Der Bootstyp/die Herstellerfirma reicht da nicht.
Die Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung (BinSchStrO) besagt folgendes:
§ 2.02 Kennzeichen der Kleinfahrzeuge
- 1. Sofern ein Kleinfahrzeug nicht auf Grund besonderer Bestimmungen ein amtliches oder amtlich anerkanntes Kennzeichen führen muss, ist sie, mit Ausnahme eines Segelsurfbretters, wie folgt dauerhaft zu kennzeichnen:
- a) mit seinem Namen […] Der Name ist auf beiden Außenseiten des Kleinfahrzeugs in gut lesbaren mindestens 10 cm hohen lateinischen Schriftzeichen anzubringen. In Ermangelung eines Namens für das Kleinfahrzeug ist der Name der Organisation, der es angehört, oder deren gebräuchliche Abkürzung, im Falle mehrerer Fahrzeuge der Organisation gefolgt von einer Nummer in arabischen Ziffern, anzugeben. Die Schriftzeichen müssen in heller Farbe auf dunklem Grund oder in dunkler Farbe auf hellem Grund angebracht sein. …
- b) mit dem Namen und der Anschrift des Eigentümers. Der Name und die Anschrift des Eigentümers sind an der Innen- oder Außenseite des Kleinfahrzeugs anzubringen.
Das gilt auch auf den Wasserstraßen, die eine eigene Schifffahrtsordnung haben (Rhein, Mosel, Donau) und auch im Spreewald.
Also womit ein Packraft beschriften ?
- Klebefolie
- Einzelne Klebebuchstaben
- Lack
- Edding o. ä. Stiffte
Fangen wir mal mit Edding und Co an. Mit Spiritus soll man sein Boot ja auch fettfrei machen, also kann Alkohol das TPU doch eigentlich nicht schädigen ? Warum also nicht mit einem solchen Alkoholstift den Namen aufs Boot malen ? Ob das dauerhaft keine Schädigungen auslöst, sagt einem niemand verbindlich. Wie dauerhaft es ist, steht auch in den Sternen (ok, kann man immer wieder nachmalen, kostet so gut wie nichts). Wie schön es letztendlich aussieht … hmmm.
Die Lacklösung. Eine Schablone in der gewünschten Schrift und Größe – selber machen oder evtl. kaufen – und los geht’s. Halt, welchen Lack soll man verwenden ? Das Angebot ist ja riesig. Aber leider blieb man mir auch da eine konkrete Ansage, bezüglich der Verträglichkeit, schuldig. Ich las im Wiki von faltboot.org den Hinweis auf Texylon 58000 und fand in den Produktdatenblättern „… Für beschichtete und wasserundurchlässig behandelte Stoffe nach Eignungsprüfung. …“ Wie sähe die aus ?
Was bleibt also ? Folien oder Folienbuchstaben, richtig. Aber auch hier könnten die verwendeten Kleber evtl. eine Schädigung der Beschichtung verursachen. Außerdem werden die Folien sehr starken Belastungen ausgesetzt. Zu Sonne (UV), Wärme und Wasser kommt das ständige Knicken und Rollen. Es gibt spezielle Folien für (Kunststoff)Boote, die halten natürlich den Umwelteinflüsse stand, dafür sind sie gedacht – aber die besonderen mechanischen Belastungen bei unseren Booten ? Da gab man mir beim Händler meines Vetrauens den Tip, das sie mit den Folien von Folienplot24 sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Die habe ich angeschrieben nachdem ich auf ihrer Seite geguckt habe, was da möglich sein könnte. Die Oracal 951 sagte mir am ehesten zu und das wurde auch bestätigt. Aber mit dem erwarteten Hinweis: bei dieser Form der Belastung könne natürlich niemand sagen, wie lange die Buchstaben halten werden. „Versuch macht kluch“ und so gestaltete ich mir online (der Konfigurator funktioniert absolut idiotensicher 🙂 ) meinen Schriftzug (x2) und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Die Lieferung war rasend schnell und ich konnte loslegen. Boot reinigen, mit Spiritus entfetten und die gewünschte Position des Namens festlegen. Das Abdeckmaterial lösen und die Trägerfolie auf legen. Nun langsam die Trägerfolie mit den Buchstaben aufs Boot aufbringen. Achtung: auf die Rundungen des Bootes achten und Knicke in den Buchstaben vermeiden. Das Ganze mit einem Rakel gut anreiben und dann die Trägerfolie vorsichtig entfernen.
Das hat bei mir sehr schön funktioniert und auch schon zweimal Wasser überstanden.
Ach ja, als Notlösung kann man sich auch mit Buchstaben aus Kreppband (Malerkrepp) helfen, die sind gut wieder ablösbar und halten eine gewisse Zeit. Bei meiner ersten Fahrt auf dem Rhein hielt die „1“ wunderbar. Aber der gelbe Schriftzug Craban ist doch deutlich schicker.
Namensgebung zweiter Teil:
Jetzt hat auch der Alligator seinen Namen bekommen – und wieder ist es der Rhein, der es nötig macht. Puck soll das Boot von nun an heißen. Wem fällt da nicht gleich Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ ein ? Das ist aber nicht nur der Name des Hofnarren am Hof von Oberon, dem König der Elfen, auch der Klabautermann ist ein Puk und einer der Monde des Uranus (Uranus XV) hört ebenfalls auf diesen Namen.
Nachtrag, Januar 2024:
Jetzt sind gut 1 1/2 Jahre verstrichen und die Folie ziert noch immer mein Boot. Leichte Falten und Krinkel sind zu sehen – aber die haben wir ja auch 🙂 Wenn das nur so langsam voranschreitet, bin ich mit der Oracal 951 absolut zufrieden.
Sollten sich da aber größere Ablösungserscheinungen einstellen, werde ich auf passende TPU-Folie, die mit Helaplast aufgeklebt wird, zurückgreifen. Anfibio (anfragen) bietet passende Patches in den Farben von Anfibio und MRS an, man muß sich aber die Buchstaben selbst auschneiden (hmmmm … ein Job für einen Schneidplotter ?). Bei current-raft geht man noch etwas weiter, dort bekommt man gleich die fertigen Buchstaben.