Was ist eigentlich ein Trockenanzug ?
Zur Klarstellung vorneweg: es ist hier nicht die Rede von Trockentauchanzügen ! Als erstes soll eine solcher Trockenanzug das tun, was der Name verspricht: Er soll den Träger (oder die Trägerin) trocken halten – und darüber hinaus Wärmeverlust (bzw. Unterkühlung) verhindern. Die Nässe abzuhalten kann einfach den Paddelspass erhöhen, z. B. bei intensiven Wildwasserfahrten oder auch bei Dauerregen. Alleine das man ständig nass ist, wird auf lange Zeit zu Unterkühlung führen. Besonders kritisch wird das allerdings dann, wenn man bei kalten Temperaturen dem Wasser ausgesetzt wird – da kann es auch schnell lebensbedrohlich werden.
Den Schutz vor Wasser erfüllt der Anzug durch wasserdichte Materialien, bzw. Membranen und wasserdichte Abschlüsse an Füssen, Händen und am Hals. Das ergibt aber keinen Kälteschutz, der muß durch eine entsprechende Unterbekleidung – z. B. Fleece – im Trockenanzug erreicht werden. Der Anzug hat durch seine Materialbeschaffenheit keinerlei Wärmeisolation.
Für die Funktion als Trockenanzug ist es natürlich unerlässlich, das kein Wasser eindringen kann, deshalb werden spezielle Reißverschlüsse (z. B. TIZIP MasterSeal oder YKK AQUASEAL) verwendet, sie müssen Wasser- und Druckdicht sein. Arm- und Halsabschluß sind aus Neopren (nicht vollständig dicht, aber möglicherweise angenehmer zu tragen), oder aus Latex gefertigt. Latexabschlüsse sind deutlich dichter aber auch enger. Als Schutz vor UV-Strahlung sollten diese Manschetten besser über Überwürfe aus Neopren verfügen. An den Füßen kann man entweder Abschlüsse oder Füßlinge aus unterschiedlichen Materialien haben. Letztere sorgen für einen trockenen und somit wärmeren, Fuß. Sind aber empfindlich und bedürfen eines besonderen Schutzes (Neoprensocken z. B. die man drüber zieht) um die Langlebigkeit zu erhöhen.
Die Preisspanne solcher Anzüge ist weitgefächert: teils schon für 150.- Euro bis weit über 1500.- je nach Verwendungszweck und Komfortanspruch. Das unterste Preissegment, bei diversen Online-Versandanbietern, sollte man sich wirklich gut überlegen, Qualität hat auch hier ihren Preis. Im eiskalten Wasser und bei Minustemperaturen muß man sich auf seinen Trockenanzug verlassen können ! Beim Material hat man die Wahl zwischen atmungsaktiven und nicht (oder weniger) atmungsaktiven Stoffen … 2, 3, 4 lagig, Gore-Tex oder nicht. Ansonsten ist zu beachten, was man machen möchte – die Häufigkeit der Benutzung ist sicher auch ein Kriterium – und wie viel Wert man auf besonderen „Luxus“ legt: Hosenträgersysteme für bessern Sitz, eingearbeitet Gürtel, zusätzliche Taschen, einen (doppelten) Kamin für die Spritzschürze … … … Alles das schlägt sich natürlich im Preis nieder. Ach ja, eines hätte ich fast vergessen: Wenn man – oder auch Frau – mal muß. Es gibt spezielle Pee-Zips, bei der Männerversion im vorderen unteren Bereich und bei Frauenanzügen hinten quer angebracht.
In Kombination mit einer isolierenden Unterbekleidung, je nach Umgebungstemperatur mehr oder weniger, kann ein solcher Trockenanzug das Überleben sichern. Von (Merino)Unterwäsche, Joggingbekleidung, speziellen Unterziehern, oder einfach der normalen Treckingkleidung, ist darunter ja alles machbar.
So ein Anzug bedarf natürlich auch einer gewissen Pflege. Die Reißverschlüsse müssen sauber und gängig gehalten (Silikonfett) werden, Latexmanschetten regelmäßig mit Talkum einreiben, den restlichen Anzug sauber halten und auf Undichtigkeiten kontrollieren.
Dann gibt es da noch den Mythos zum Thema Sicherheit, der sich hartnäckig hält:
Wenn der Anzug ein Loch hat, dringt Wasser ein und man geht unter !
Das ist, gelinde gesagt, absoluter Blödsinn !!!
Was wiegt Wasser im Wasser ? Richtig immer das gleiche, außerhalb und innerhalb des Anzuges. Warum sollte man also untergehen ? Wasser dringt auch nicht schlagartig durch ein Loch ein, da der Wasserdruck den Anzug an den Körper preßt. Sollte man einen Reißverschluss offen gelassen haben dringt natürlich mehr ein – befindet man sich dann auch noch in der Strömung und hält sich irgendwo fest, geht es natürlich viel schneller – was den Anzug höchstens unbeweglicher macht. Ein Zurückklettern aufs Board oder ins Boot gestaltet sich dann sehr viel schwieriger, oder wird möglicherweise auch unmöglich. Aber man geht nicht unter und kann auch weiterhin schwimmen.
Taucher (in Trockentauchanzügen) sinken aber doch tiefer, wenn sie Wasser in den Anzug bekommen ? Ja, wenn er mit eingebrachter Luft seinen Auftrieb über den Anzug regelt (austariert) und dieser Auftrieb dann wegfällt, sinkt der Taucher, mehr oder weniger schnell – im Gegensatz zum Paddler trägt der Taucher aber auch (Blei)Gewichte.