Ist die boot Düsseldorf noch interessant für Paddler ?
Ein paar Eindrücke von der weltgrößten Yacht- und Wassersportmesse im Zentrum von Nordrhein-Westfalen. Fast 237.000 Besucher aus über 100 Ländern bestaunten das Angebot von mehr als 1500 Ausstellern auf der boot 2023. Über 16 Messehallen erstreckten sich 220.000 m², mit Dingen rund um die unterschiedlichsten Möglichkeiten des Wassersport und der Fortbewegung auf dem Wasser. Big Willi sorgte dafür, dass die Yachten und Superyachten ihren Weg vom Rhein auf die Straße und dann in die Messehallen der boot Düsseldorf schafften, bei den Booten für den Paddelsport reichten da im Zweifelsfall Schultern und Muskelkraft.
Vor, bzw. unter, einer solchen Superyacht zu stehen ist schon verdammt imposant, der Eindruck von Luxus und Extravaganz kann einen wirklich für einen Moment sprachlos machen. Immer wieder hat man das Gefühl, es werden ständig Verkaufsgespräche geführt und wieder hat ein solches Boot einen Besitzer gefunden. Ehrlich gesagt gefallen mir nur wenige dieser Boote, die Linienführung – sicher nach den neuesten und effizientesten Gesichtspunkten umgesetzt – sprechen mich nicht unbedingt an. Auch so eine Flybdridge macht eine Yacht für mich nicht wirklich schöner.
Zu sehen, was es alles für Wassersportmöglichkeiten gibt und welcher technische Aufwand dafür betrieben wird, ist schon interessant – und ständig wird anscheinend etwas neu erfunden. Direkt daneben dann der Sprung in die Vergangenheit:
Die alten Römer stellten sich mit dem Nachbau eines römischen Patrouillenbootes vor. Die „Victoria“ aus Haltern am See hatte auf der boot Düsseldorf festgemacht: ca. 4 Tonnen schwer und 16 Meter breit, bei einer Höhe von 9 Metern (mit Mast) ist dieses Boot jetzt nicht so groß, aber schon sehr beeindruckend. Geht es doch auf Schiffsbauten aus der Zeit von 100 v. Christus zurück. Im Laufe von 15 Monaten sorgten 22 Personen in Hamburg für den Stapellauf der „Victoria“. Unter Segel, oder mit der Muskelkraft ihrer 20 Ruderer erreicht das Boot fast 6 Knoten ( ca. 11 km/h), auch im Sprint waren die Römer nicht zu verachten: in 10 bis 20 Sekunden auf mehr als 3 kn. In Punkto Wendigkeit sollten auch Packraftkapitäne aufpassen: in weniger als 30 Sekunden liegt ein solches Schiff auf Gegenkurs ! Die „Victoria“ liegt im LWL-Römermuseum in Haltern am See.
Beim Rundgang durch die Hallen lag mein Hauptaugenmerk natürlich auf Halle 14 … ging es dort doch um den Paddelsport. Hatte ich in 2023 schon den Eindruck dass dieses Thema eher sparsam beleuchtet wird, war das dieses Jahr nicht mehr zu übersehen. Sicher gab es wieder die „Welt des Paddelns“, wo man auf einem künstlichen Flusslauf diverse Boote ausprobieren kann. Es waren Vereine wie der DKV, Kanu-NRW und dem Deutschen Ruderverband vertreten, auch ein paar Händler stellten etwas von ihrem Angebot vor. Aber die Welt des Paddelns besteht doch nicht nur aus Grabner, Gatz, EKÜ-Sport, Zölzer, Nautiraid und paddelbrett ?
Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen:
In meinen Augen hat das Paddeln, in seiner Vielfalt an Bootstypen und -formen, es nicht geschafft, sich auf der boot Düsseldorf zu etablieren. Man müsste vielleicht in der Region eine Messe etablieren, auf der zu der Vorstellung von Händlern und Vereinen, auch noch viele Beiträge rund um den Paddelsport geboten werden. So brachte z. B. das Interview mit Katja Seidel sehr viel Informatives zu den Möglichkeiten die ein Packraft bietet – bzw. was das überhaupt ist.
Als Fazit nach zwei Jahren boot Düsseldorf, kann ich für mich sagen, es war ein Erlebnis diese Messe besucht zu haben. Aber als Informationsquelle für „meinen“ Sport, wird sie mich in 2025 nicht weiterbringen. Von den Hauptakteuren der Messe bin ich durchaus beeindruckt, aber ein drittes Mal brauche ich die nicht.
Bye-bye, es war schön, diese Messe erlebt zu haben. (… und ein Besuch auf der Alex II ist immer noch geplant !)