Gibt es eine spezielle Paddelausrüstung fürs Packrafting ?
Wir hatten uns ja schon ein paar Sachen fürs Paddeln mit dem Canadier zugelegt und dann in der letzten Wintersaison beim Schwimmen verwendet. Mal sehen, was davon auch im Packraft zu gebrauchen sein wird. Oder ob es da dann doch z. B. zwingend der Trockenanzug sein muß. Es gilt also zu recherchieren, ob für die Boote eine spezielle Paddelausrüstung empfohlen wird, oder ob es auch die für herkömmliche Kajaks tun würde.
Wir hatten uns ja Neoprenanzüge, -handschuhe und -schuhe für winterliche Fahrten mit dem Kanadier gekauft, davon kann man sicher das eine oder andere einsetzen. Aber eine Anreise im Neo per ÖPNV stelle ich mir schon grenzwertig vor. Da wäre ich bei der Ankunft schon klatschnass geschwitzt. Aber ansonsten müßte das ja, mit einer Windjacke drüber, auch im Packraft funktionieren. Hände und Füße in Neopren sind wohl bestens geschützt – aber am Körper ist wirklich noch so eine Überlegung. Feuchter Neo im Wind … nicht gut. Windjacke drüber, also Zwiebeltechnik … geht bestimmt. Ist aber wahrlich nicht mit kleinem Packmaß verbunden. Mein 5 mm Neo braucht schon einen eigenen Rucksack.
Da es eine klare Sache für mich ist, bei winterlichen Temperaturen brauchts entsprechende Kleidung, steht doch ein Trockenanzug an und der Neo bleibt fürs Winterschwimmen und evtl. Tauchgänge (da sind doch noch irgendwie Flossen, Brille und Schnorchel). Das Angebot an Anzügen ist schier unüberblickbar, die Preise enorm. Was man alles berücksichtigen kann und soll: Latex- oder Neoprenmanschetten, Füßlinge oder keine – und wenn woraus ? 2 lagig oder deren 3 ? Halt es gibt auch noch 4, oder doch gleich Gore-Tex ? Darf es ein bisschen Komfort sein ? Eingebauter Gürtel, innenliegende Hosenträger – ein einfacher Gummizug in der Taille ist ja schon fast profan. Hab eich schon nach einem PeeZip gefragt, oder zusätzlichen Taschen an Armen und Beinen ? Da verläßt man dann ganz schnell den Preisbereich von 450 Euro und hat dann gleich noch eine 1 davor stehen. Gut, für den Profipaddler mag sich das rechen und lohnen … aber laßt uns doch die Kirche im Dorf lassen
Es gibt so viele Punkte, die man berücksichtigen muß, oder sollte. Bestimmt würde der Neo, rein aus Sicherheitsaspekten, ausreichen – aber er hat eben auch so ein paar störende Aspekte.
Blieb also eigentlich nur der Schritt hin zum Trockenanzug. Eine zweiteilige Lösung hatte ich auch bereits bewußt verworfen. Stellte sich dann die Frage, welches Modell soll es denn sein ? Galt es dafür erst einmal zu klären, welcher Einsatzbereich abgedeckt werden soll. Kein Leistungssport und ausgedehntes Wildwasserpaddeln. Hochsee und polare Regionen fallen auch flach. Wasserwandern zu allen Jahreszeiten ist unser Ziel. Ein gutes Maß an Beweglichkeit und Bequemlichkeit ist erwünscht. Eine gewisse Stabilität wäre auch zu begrüßen, handelt es sich dabei doch um eine recht teure Anschaffung. Die tollen Angebote für um die 150 € schloß ich gleich mal aus, was man so an Berichten und Tests dazu sehen konnte, überzeugten nicht zum Kauf – ganz im Gegenteil. Gehen wir mal schrittweise die entscheidenden Punkte durch:
- Atmungsaktives Material – ja.
- GoreTex – muß nicht sein.
- Latex oder Neopren Bündchen ?
- Neopren soll bequemer sein, aber weniger wasserdicht. Wenn Latex, dann mit Neoprenabdeckungen über den Abschlüssen, um diese zu schützen (Stichwort UV-Schutz).
- Reißverschluß frontal oder quer ? Wenn vorne dann waagerecht, schräg oder senkrecht ? Reißverschlüsse im Brustbereich sind alleine einfach besser zu händeln, als einer auf dem Rücken. Senkrechte sind angeblich nicht so wasserdicht. Blieb also schräg oder waagerecht. Aber auf jeden Fall mit einer schützenden Abdeckung.
- Besonders exponierte Stellen – Ellenbogen, Gesäß und Knie – aus widerstandsfähigerem Material.
- Abschlüsse oder Füßlinge an den Beinen ? Wenn Füßlinge, dann woraus ? Mit (Latex)Abschlüssen kann man Schuhe seiner Wahl anziehen, oder auch mal darauf verzichten, je nach Situation. Mit Füßlingen, egal ob aus Textil oder Latex (Neopren ist nicht dicht !), muß man Überschuhe – oder zumindest Neoprensocken – tragen, um die Füßlinge zu schützen. Füßlinge sorgen natürlich, mit darin getragenen (Woll-/Fleece-)Socken, für entsprechend warme Füße.
- Ein PeeZip, oder nicht ? Ich sage mal ganz entschieden: Wer darauf verzichtet ist selbst schuld. Dieser kleine Reißverschuß an der Front, oder bei den Damenmodellen am unteren Rücken, ist absolut nützlich ! Aber immer darauf achten, diesen gewissenhaft zu schließen !!!
- Taschen, Kapuze und andere Gimmicks – muß man nicht unbedingt haben, können bequem sein, schlagen sich aber natürlich im Preis nieder.
Ich begann also meine Vorlieben und die preislichen Möglichkeiten immer weiter einzugrenzen. Vorweihnachtliche Rabattangebote mancher Händler machten einige Produkte dann besonders schmackhaft. Da wir schon ein paar Sachen von Palm im Bestand haben und mit der Qualität absolut zufrieden sind, kamen von dieser Firma auch Trockenanzüge in die engere Wahl. Ebenso ging es dann mit Hiko. Bei anderen Firmen hatten wir noch keine Erfahrung und guckten uns an, was andere Paddler zu deren Produkten sagten. Auf diesem Wege landeten wir dann schlußendlich bei einem guten Angebot für Anzüge von Palm. Das Einstiegsmodell Palm Cascade, jeweils in der Ausführung für Herren und Damen, fand den Weg in unsere Ausrüstung.
Bei der ganzen Suche und dem Ausprobieren, ergab sich für mich als Fazit folgende Antwort auf die Eingangsfrage:
Beim Packraften trägt man die Kleidung, die jeder andere Paddler auch tragen kann (oder würde), also entsprechende Paddelausrüstung. Je nach Situation reicht aber auch durchaus mal einfache Schwimmkleidung oder vielleicht doch die passenden Outdoorklamotten fürs gerade aktive Abenteuer.
Unsere Palm Cascades wurden sogleich erst einmal im Otto Maigler See auf Dichtigkeit getestet und somit ausprobiert, was wir darunter anziehen können, bzw. müssen. Es gibt ja entsprechende (Fleece)Unterbekleidung, über die wir aber (noch) nicht verfügen. Also Thermounterwäsche und dann Jogginghose und einen Fleecetroyer. Dazu 2 Paar Socken innen und 2,5 mm Neoprensocken über die Füßlinge. Nun begann die verzweifelte Suche nach Schuhen, die über diese Riesenfüße passen. Dicht war es und auch warm genug. Einem ernsthaften Test im Boot unterzogen wir die Sachen dann später auf der Sieg. Als Schuhe waren dabei Badeschuhe bzw. Crocks im Einsatz. Es war wunderbar warm, ohne zu schwitzen – und das will bei mir was heißen !
Jetzt müssen die Anzüge auch mal zeigen wie sie sich bei einer anstrengenderen Tour schlagen werden, eine Fahrt auf dem winterlichen Rhein steht an.
Der Ausflug auf den Rhein, es war mittlerweile Ende Dezember, hat gezeigt, dass unsere Trockenanzüge bei strahlendem Sonneschein auch im Winter recht warm werden können. Aber sie sollen ja beim Sturz ins kalte Wasser ihre Arbeit verrichten und so muß man das einfach in Kauf nehmen. Ein weiterer Vorteil ist es, dass man auch bei starkem Wind nicht anfängt zu frieren, wenn man dann am Ufer mal eine Kaffeepause macht.